Gestern Abend fing es an: Doppelgeräusche, Fiepen und Hörverlust auf dem linken Ohr! Seit heute morgen höre ich auf dem linken Ohr höchstens noch 10 %.
Und so durfte Johanne heute die Schule allein besuchen, – ich habe stattdessen versucht, alles „zusammenzukratzen“ , was ich als Arzt über dieses Krankheitsbild noch weiß. Zum Glück wird ein Hörsturz heute nicht mehr als Notfall angesehen, da sich die Symptome bei über 80 % in einigen Tagen von selbst zurückbilden. Bei Hörverlusten von über 80 % (wie bei mir) empfehlen die Fachgesellschaften aber eine „Stoßtherapie“ mit Kortison und Betahistin.
Ich habe mir das Rezept selbst ausgestellt und mit der Apothekerin die richtigen spanischen Präparate ausgewählt [ich bin stolz auf mich: ich konnte alles auf spanisch erörtern!].

Ich schlucke jetzt in den nächsten drei Tagen täglich acht Tabletten und hoffe, dass die Nebenwirkungen mich nicht umhauen: Kortison löst in dieser hohen Dosis anfangs Euphorie aus, nach dem Absetzen dann aber Depressionen. Gegen die zu erwartende Gefahr einer Magenschleimhautentzündung nehme zusätzlich ein Magenschutzmittel. Und Betahistin hilft zwar dem Innenohr, kann aber ein vorbestehendes Asthma (wie bei mir) drastisch verschlimmern.
Zu den Ursachen: als einzige plausible Erklärung zur Entstehung wird Stress angenommen. Es erschreckt mich zutiefst, dass eine so einfache Sache wir ein Sprachkurs mich scheinbar in Stress versetzen kann. Ich fühle mich in keinster Weise überfordert [Johanne tut sich da sehr viel schwerer], ich fühle mich in der Klasse wohl und ich gehe gern in die Sprachschule (bis auf das frühe Aufstehen).
Aber ich weiß, dass mein Burnout vor zwei Jahren längst noch nicht überwunden ist! Wir haben unser Leben drastisch „entschleunigt“ und „beruhigt“: ich habe meinen stressigen Beruf an den Nagel gehängt, wir haben unser großes Haus verkauft, unser neuer „Ruhesitz“ ist fertig eingerichtet, und wir lieben unser neues Leben im Wohnmobil.
Trotzdem löst jedes Zähneputzen morgens Würgereiz aus, und geringste „Probleme“ (eine email, jede technische Störung im WoMo, Probleme mit dem Handy …) lösen bei uns Stressreaktionen aus.
Es wird wirklich höchste Zeit, dass wir auf den Jakobsweg kommen! Ich hoffe so sehr, dass diese Wanderung mich (und in gewisser Weise auch Johanne) zur Ruhe bringen kann!
Wir müssen noch etwa vier Wochen Geduld haben und auf die Heilkraft der Sonne, des Meeres und des andalusischen Frühlings vertrauen.
