Tag 2: SITOJAURE nach AKTSE


Nach einer unruhigen Nacht, in der entweder andere Ankömmlinge oder der Darm meinen Schlaf zunichte gemacht haben, wandere ich noch vor sechs Uhr weiter.

Das Wetter ist schön, ich genieße die endlose Weite. Ich wandere stetig bis zum nächsten Horizont, und muss an den Song von Udo Lindenberg denken: „hinterm Horizont gehts weiter, immer weiter …“

Um 11 Uhr erreiche ich SITOJAURE und muss überlegen, wie ich weiter über den See komme: vier Kilometer mit dem Ruderboot (klassisch), oder um 17 Uhr mit dem Motorboot.

zweites Ruderboot im Schlepptau

Die Variante „Rudern“ hat nur einen Haken: der STF hat immer drei Ruderboote an jedem See stationiert. Es ist Pflicht, immer e i n Boot an jedem Ufer zu belassen. Wenn man Pech hat, muss man erst einmal 4,3 km über den See rudern, dann mit einem anderen Boot im Schlepptau wieder zurück, um dann im dritten Anlauf endlich ans andere Ufer zu kommen. Es ist windig, und ich h a s s e Rudern – also entscheide ich mich für das Motorboot!

Da ich davon ausgehe, dass die SAMI-Familie, die das Motorboot betreibt, sich an den Fahrplan des STF hält, baue ich im Wald mein Zelt auf, um etwas Schlaf nachzuholen.

Kaum bin ich am Einschlafen, kommt eine schwedische Familie vorbei und erzählt mir, dass das Boot heute ausnahmsweise um 14 Uhr fahren soll. Also: wieder auf, Ausrüstung zusammenpacken und schnell zum Bootsanleger!

Dort die irritierende Auskunft: JA, wir fahren heute um 14 Uhr, das kostet aber 10 € mehr als normal, da es außerhalb des regulären Fahrplans sei. Auf meine Frage, ob ich denn bis 17 Uhr auf die „offizielle“ Überfahrt warten könne, heißt es: NEIN, heute fahren wir dann nicht mehr.

Ich „beiße in den sauren Apfel“, bezahle den Wucherpreis und bin kurz danach auf der anderen Seite des Sees, wo ich mein Nachtlager aufbaue.

Überraschung um 17 Uhr: Das „offizielle“ Motorboot, betrieben von derselben SAMI-Familie, kommt sehr wohl zum regulären Fahrpreis (38 €) an!

Was lerne ich daraus: die Verlockung des Geldes, die Gier und das Lügen sind auch einem indigenen Volk nicht fremd!

mein Nachtlager – die Millionen Blutsauger sieht man nicht