
Die „Camino-Krise“ ist bei mir leider immer noch nicht vorbei – im Gegenteil. Das Wetter in den Bergen grau und bewölkt, die gesamte Natur hier steckt noch im Winterschlaf, keine Blätter an den Bäumen und in 1.000 Metern Höhe keinerlei Frühlingsblumen.
Zudem nehmen die Schmerzen in meinem operierten Knie kontinuierlich zu, außerdem tun mir die linke Hüfte und Ferse weh.
Ich bin an einem Punkt angekommen, wo ich mich zu fragen beginne, warum ich diese Strapazen überhaupt auf mich nehme.
Aus religiösen Gründen sicherlich nicht:
Tagtäglich denke ich auf dem Weg daran, was die Menschen von den alten Römern geerbt haben: Aquädukte, Stauseen, Thermen, Brücken – und super gute Straßen, die für Kommunikation, Handel, Wohlstand und Sicherheit sorgten.
Und dann lassen sie im Mittelalter alles verrotten, und nutzen die Bauwerke für … KIRCHEN! Denn die Kirchenobrigkeit predigt den Menschen ja, das DIESSEITS sei sündig und unbedeutend. Nur das JENSEITS nach den Tode sei wichtig.
Also verfällt die großartige „Calzada Romana“ und wird zu einem verfallenden Pilgerweg. Dafür aber die Botschaft der Kirche: „Am Ende werden Dir alle Sünden vergeben, und solltest Du auf dem Weg sterben, gelangst Du direkt in den Himmel“.
Ist es der tiefe Wunsch, zu mir selbst zu finden?
Nach meinem Burnout suche ich Ruhe, Einsamkeit und … Entschleunigung (wenn ich mit Johanne im WoMo sitze, merke ich, dass mir mittlerweile die „normale“ Fahrgeschwindigkeit“ zu schnell vorkommt).
Diese Ziele zumindest erfüllt der Camino. Mir fehlen – tagsüber – keine Begegnungen und Gespräche mit anderen Peregrinos. Aber schließlich bin ich ja abends mit Johanne und Thora zusammen.
Will ich mir irgendetwas beweisen?
Vielleicht steckt in mir der Wunsch, meine lebenslangen Ängste zu überwinden. Endlich einmal etwas zu Ende bringen, koste es noch soviel Kraft.
Ich weiß es nicht!

Schau`n wir mal, über wie viele Brücken ich noch gehen muss, um eine Antwort zu finden!
Hier noch ein paar Eindrücke des heutigen Tages:

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: heute habe ich die Hälfte des CAMINO DE SANTIAGO geschafft:
